Vita


Zur Person Sigrid Berg
Geboren 1934 in Wollin/Pommern. Aufgewachsen in Bad Segeberg (Schleswig-Holstein).

Nach einem Lehrerstudium Tätigkeit als Grund- und Hauptschullehrerin, sowie einige Jahre in der Dokumentationsabteilung des RPI Loccum.

Beginn der künstlerischen Arbeit vor etwa fünfundzwanzig Jahren Wichtige Stationen der Ausbildung: Unterricht bei Malern der Region Oberschwaben, bei Rudolf Weber und vor allem bei Horst Kalbhenn. Vertiefte Auseinandersetzung mit der Aquarellmalerei im Centro Culturale in Soazza (Schweiz) unter Anleitung von Carlo und Jo Anna Marca. Weiterbildung in Öl- und Acrylmalerei bei dem englischen Maler Michael Still während eines Studienaufenthalts in Andalusien.

Seit 25 Jahren zahlreiche Einzelausstellungen sowie Beteiligungen an Gruppenausstellungen, u.a.:
  • 1997, 2002, 2007, 2008: Weingarten
  • 1998, 2006, 2006: Ravensburg
  • 1999, 2007: Meersburg
  • 1999: Essen
  • 2000: Witten
  • 2003: Iserlohn
  • 2003: Hannover
  • 2005, 2008: Bielefeld
  • 2007: Markdorf
  • 2007, 2009: Gütersloh
  • 2010: Oldenburg
  • 2012: Düsseldorf
  • 2012: Markdorf
  • 2013: Schlier
  • 2014: Immenstaad (Bodensee)
Zahlreiche Publikationen zu religionspädagogischen, literarischen und symboldidaktischen Themen


Zur künstlerischen Arbeit
Aus einer Rede bei einer Vernissage
"Beobachtungen

Wenn man sich mit dem künstlerischen Schaffen von Sigrid Berg beschäftigt, sieht man in ihren Arbeiten auf den ersten Blick, dass sie nicht abbilden, was man sehen kann. Es sind im weitesten Sinn abstrakte Bilder. Weiter fällt auf, dass die Bilder eine große Vielfalt und Bandbreite an Motiven, Techniken und Gestaltungsweisen erkennen lassen. Da gibt es rein malerische Ausformungen und solche, in denen Materialien den Ton angeben. Frei sich ausbreitende, mit dynamischen Pinselschwüngen gesetzte Farbgestaltungen stehen neben streng strukturierten Formen. Spannungen und Kontraste sind ein Grundmerkmal der künstlerischen Arbeit von Sigrid Berg. Sie lassen sich in vielen Bildern erkennen: Helle und dunkle Farben, Lautes und Meditatives, glatte Farbaufträge und sperrige Materialien. Ihre Bilder können heftig, aggressiv, zart oder lyrisch sein. Glühende Farben werden diszipliniert durch grafische Akzente, durch Kraftlinien oder beinahe geometrische Strenge. Die aufregende Spannung in einem Bild kommt durch das Zusammenspiel von ungestümer Kraft und klarer Struktur, von Fantasie und Ordnung... zustande. Sie ist künstlerisch notwendig.

Abstrakte Bilder und Realität

Sigrid Bergs Bilder sind nicht-gegenständlich gemalt; dennoch zeigen sich immer wieder Bezüge zur Realität. Da lässt sich eine Landschaft erahnen, ein See vielleicht oder ein Baum, eine Treppe oder ein Torbogen. Auch menschliche Gestalten und Gesichter zeigen sich manchmal. - Aber auch hier geht es nicht um Abbildung, sondern um Verfremdung; und gerade darin kann etwas allzu Gewohntes erst kenntlich werden. Ein Beispiel sind die "Menschenbilder": Es handelt sich um reale Werbefotos; sie wurden zerschnitten und in ein Kraftfeld von Linien und Flächen eingebunden.

Einen ganz eigenen Realitätsbezug zeigen die Collagen: In vielen finden sich Materialien aus der Alltagswelt, ein Stück Netz, Sand und Kies, trockene Pflanzenteile... Sie werden nun nicht einfach abgebildet, sondern fügen sich zu einer eigenen, neuen Bildwirklichkeit. Überhaupt fällt an den Bildern die greifbare Sinnlichkeit auf, die Kraft der Farben, der Reichtum der Formen, die spannungsvolle Harmonie des Bildaufbaus. Aber diese Bezüge zur Realität sind nie eindeutig. Die Bilder wahren ihr Geheimnis, das dem Betrachter Raum für eigene Sichtweisen lässt. Gleichzeitig wollen die Bilder einladen, die Wirklichkeit mit anderen Augen zu sehen, intensiver wahrzunehmen, bisher Übersehenes zu entdecken, Beziehungen zu erkunden.

Zur Entstehung der Bilder

Die Malerin weist immer wieder darauf hin, dass ihre Bilder nicht einem vorgefassten Plan folgen, etwa indem eine Vorzeichnung ausgeführt wird. Vielmehr lässt sie sich im Gestaltungsprozess von der inneren Dynamik der Farben inspirieren, von der Spannung gegensätzlicher Formen. Dabei kommt Schritt für Schritt das Bild an den Tag - man könnte den Arbeitsprozess als entdeckendes Malen bezeichnen. Sie sucht erst im Malvorgang die stimmige Komposition, legt die Strukturen frei, findet Beziehungen zu gegenständlichen Formen wie Landschaft oder Personen.

Bilder verstehen?

Oft wird gefragt: Was will der Künstler (uns) damit sagen? Damit wird unterstellt, dass ein Künstler absichtsvolle Kunst macht, eine Botschaft durch sein Bild übermitteln will. Solche Fragen gehen allerdings ins Leere. Kunst ist zuallererst Auseinandersetzung des Künstlers mit seiner Wirklichkeit, mit seinen Erfahrungen und Gefühlen. Indem er diese mit künstlerischen Mitteln gestaltet, kommt es zur Klärung und Vertiefung. Der Betrachter ist eingeladen, an diesem Verarbeitungsprozess teilzunehmen, eigene Erfahrungen, Gefühle und Sichtweisen dabei zu klären und zu vertiefen. Beispiele: Die oft starken Kontraste in der Bildgestaltung könnten die Erfahrung bewusst machen, dass sich Gegensätzliches in der eigenen Person bedrängt und vereint, vielleicht kommen der Kreativität, der Vitalität, dem ungestümen Vorangehen die Kräfte der Planung, Ordnung in die Quere. Ein Bild konnte einen Klärungsprozess stimulieren: Wie kommt beides in der eigenen Person zusammen? Wie sind sie gewichtet? In vielen Bildern wird der Blick in eine imaginäre Weite oder Tiefe gelenkt. Dies lädt den Betrachter auf den "Weg nach Innen" ein, in sich zu gehen. Es kann eine Bewegung der Seele zu sich selbst anstoßen, anregen, unbekannten oder vergessenen Gefühlen nachzugehen."